Zum Inhalt springen →

„Mann, riecht das Bild gut!“ – Über das Sehen in der Sprache

In diesem Artikel soll es nochmal um unser hohes Gut, die Sprache gehen. In unserem Alltag benutzen wir ganz viele Redewendungen, die etwas mit unseren Sinnen zu tun haben. Viele davon beziehen sich auf das Sehen.

Alltägliche Redewendungen

„Man sieht sich!“, „Schau ‚mer mal!“, „Das sieht gut aus!“, „Guck mal vor die Füße!“. Es gibt auch andere Aussagen wie „Das klingt gut!“, auch wenn man es per Whatsapp geschrieben bekommen hat. Oft haben die Aussagen gar nichts mehr mit der eigentlichen Sinneswahrnehmung zu tun. Wenn man sagt „Wir seh’n uns!“ heißt das nicht, dass man sich wirklich nur mit den Augen sehen muss. Es sind einfach feststehende Begriffe, so dass sie auch von Blinden benutzt werden. Ich sage beim Abschied von jemandem nicht „Man hört sich!“. Oder noch besser „Man fühlt sich!“ Das will ich im schlimmsten Fall gar nicht. Insgesamt benutzt im Umgang mit Blinden Eure ganz normalen Worte und Redewendungen. Wir benutzen sie auch. Ich sage gerne „Meine Behinderung beeinträchtigt mich schon genug, da lass ich mir nicht noch meine Sprache kaputtmachen!“.
Aus meiner Sicht ist auch völlig komisch zu sagen, „Ich höre Fernsehn!“. Fernsehen guckt man nun mal, also gucke ich auch Fernsehen. Man sieht sich auch irgendwo um. Ich sehe mich dann mit meinem Stock um oder indem ich meine Ohren benutze. Aber ich sehe mich um und fühle mich nicht beispielsweise um.

Fazit

Eigentlich wollen wir Euch hier am meisten raten: „Entspannt Euch!“ Wir sind ganz normale Menschen. Also benutzt, wenn Ihr mit uns redet, ruhig die ganz normale Sprache. Es kann Euch auch passieren, dass Blinde mit dem verbalen Holzhammer winken oder blöde Witze drüber machen.
Dialog: „Ich habe Freund f(x) lange nicht mehr gesehen!“
Antwort: „Lüg doch nicht! Du hast den noch nie gesehen!“
Oder Blinder als Augenzeuge: „Ich hab nichts gesehen!“

Wir beide spielen also auch gerne damit, dass die Sprache soviel mit Sehen beinhaltet, aber es gehört einfach dazu.
Also: Wir schmecken uns demnächst im Blog!

Views: 39

Veröffentlicht in Wissenswertes rund um Blindheit und Inklusion

2 Kommentare

  1. Tobias Fechner Tobias Fechner

    Hallo Tommy!

    Du sprichst mir mal wieder aus der Seele. Auch ich habe es bereits mehrfach erlebt, dass sich Gesprächspartner bei mir entschuldigt haben, mich zuvor gefragt zu haben, ob ich diesen oder jenen Film schon mal gesehen hätte. Ich beruhige sie dann stets und sage, dass ich es selbst auch nicht anders ausgedrückt hätte.
    Dennoch spiele auch ich gerne mal mit diesen Begriffen und es kann vorkommen, dass mir in bestimmten Situationen ein Kommentar auf der Zunge liegt, den ich nur schwer unterdrücken kann.
    Während meiner Ausbildung hatte ich das Glück, mit einem Team des Südwestfunks an den ARD Hörspieltagen in Karlsruhe teilnehmen zu dürfen. Dort gab es einen Juror, der sich bestens darauf verstand, seine Antworten in Interviews wahlweise mit den Worten „sehen Sie“ oder „schauen Sie“ einzuleiten. Wäre ich in dieser Situation nicht nur Zuhörer, sondern gar Interviewer gewesen, hätte ich nur zu gerne jede dieser Phrasen gezielt mit „nein“ beantwortet. 😉

    Macht weiter so!!! Auf Wiederlesen!

  2. Tommy Tommy

    Hi Tobi! Schön wenn Dir unsere Beiträge gefallen und Du Dich darin wiederfindest. Wir freuen uns immer über Kommentare, die uns zeigen, dass es nicht so schlecht ist was wir machen. Liebe Grüße Tommy

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert