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Blinde sind auch keine besseren Menschen

Zusammenfassung

Wenn man in der Regel an Blindheit oder Behinderung denkt, bringt man das nicht mit missgünstigen oder unsympathischen Menschen in Verbindung. Aber auch unter Blinden gibt es genauso nette Menschen wie auch Sympathie-resistente Zeitgenossen.

Auch Lesbische, Schwarze, Behinderte können ätzend sein! So lautet ein Titel der nicht gerade als rechts außen bekannten Band Die Toten Hosen vom Album „Unsterblich“. Als Allererstes: Sie haben recht. Dass die Begrifflichkeiten aus selbigem Titel heute nicht mehr en vogue sind, ist etwas anderes. Inhaltlich ist es aber einfach richtig. Ich spreche hier natürlich nur von der „Personengruppe“, zu der ich selbst gehöre. Bei der Bezeichnung „Personengruppe“ bekomme ich zwar fast schon Pickel, aber das ist ein anderes Thema. Also, ich spreche nur über Behinderte und eben speziell über Blinde.

Warum schreibe ich einen Artikel über dieses Thema? Zum einen gibt es die Einstellung, dass man vor jedem Blinden Respekt haben muss. „Was die leisten – Da zieh ich meinen Hut vor!“. Zumindest ähnlich habe ich das schon oft gehört. Andererseits erfahren wir auch im Alltag so etwas wie „positive Diskriminierung“. Das bedeutet, dass wir aufgrund der Blindheit bevorzugt werden. Grund: weil wir ja arm dran sind. Es gibt aber auch genug Blinde, die genau über diesen Weg versuchen Vorteile zu bekommen.

Blinde sind auch nur normale Menschen

Erstmal ist es wichtig, dass Blinde genauso normale Menschen sind, wie alle anderen auch. Da gibt es tolle und liebenswürdige Menschen, aber genauso absolute Trottel und Stinkstiefel. Insbesondere das Stinkstiefeltum wird uns aber oft nicht zugeschrieben oder übel genommen. Ich sage Euch hiermit explizit: Wenn Euch ein Behinderter blöd kommt, dürft Ihr ihn auch ohne schlechtes Gewissen als Deppen bezeichnen. Leider ist es nicht immer eindeutig erkennbar, ob jemand unbeholfen ist oder ob er sich gezielt Vorteile verschaffen will. Die meisten Menschen gehen von Ersterem aus und bevorzugen mich. Die anderen regen sich auf, auch wenn ich gar keinen Vorteil haben möchte.

Wie gesagt, Blinde sind auch nur normale Menschen. Der Anteil der netten und der bösen Blinden wird sich nicht groß von dem bei Nichtbehinderten unterscheiden. Es wird einige geben, die aufgrund ihrer Blindheit sozialer sind, als sie es normalerweise wären. Dann vermutlich aus dem Grund, dass sie offensichtlich eher mal auf Hilfe angewiesen sind als andere. Dadurch merken einige erst, wie wichtig es ist aufeinander zu achten. Es gibt auf der anderen Seite aber auch genug Blinde und Behinderte, die aufgrund ihres Schicksals frustriert und verbittert sind. Das sind aber Eigenschaften, die Menschen auch bösartig werden lassen. Es gibt keinen Grund, wegen des eigenen Schicksals andere Menschen zu tyrannisieren.
Darüber hinaus gibt es bei Blinden geniale Köpfe und sozial engagierte Menschen, genauso wie Betrüger oder Dealer.

Ein Beispiel

Manche Situationen passieren im Alltag einfach: Ich will mich bei der Apotheke in die Schlange stellen. Das ist aber gar nicht so einfach. Dafür muss man erstmal wissen, wo die Schlange ist und wo sie aufhört. Wie verläuft sie? Und gibt es überhaupt eine Schlange? Und dann passiert es auch mir, dass ich mich aus Versehen weiter nach vorne stelle. Das kann schnell passieren, weil ich es nicht besser mitbekomme. In diesem Fall dürft Ihr mich auch darauf hinweisen. Es gibt keinen Grund dafür, dass ich schneller drankommen sollte. In so einem Fall bekomme ich gar nicht die Gelegenheit mich richtig einzureihen. Schon haben mehrere gesagt „Ist kein Problem“, und da stehe ich nun. Denn für mich ist es durchaus ein Problem, da ich mich ungewollt vorgedrängelt habe.

So gibt es aber tatsächlich Blinde, die es darauf anlegen. Nach dem Motto: „Ich guck mal, wie weit ich nach vorne komme. Ich kann immer noch sagen, ich hab’s nicht gesehen.“ Das ist aus meiner Sicht die Idiotenvariante.

Positive Diskriminierung

Dieses Beispiel ist harmlos. Allerdings gibt es auch Beispiele für wirklich gefährliche positive Diskriminierung. Bei positive Diskriminierung behandelt man Behinderte nicht schlechter, sondern besser als andere. Oftmals, weil man einem Behinderten oder auch konkret einem Blinden nichts Böses zutraut.

Ich war schon oft auf Konzerten. Dabei erlebe ich häufig, dass ich beim Sicherheitscheck einfach durchgewunken werde. Grund dafür ist wohl die Annahme, ich könnte/werde ja bestimmt nichts Böses machen. Das weiß keiner! Ein Blinder kann genauso Terrorist oder Hooligan sein wie Sehende bzw. Nichtbehinderte. Versteht mich bitte nicht falsch: Es ist natürlich schön für mich, wenn ich mich nicht komplett durchchecken lassen muss oder an der Schlange vorbei schneller reingeschleust werde. Es ist aber gefährlich!

Ein Destiny’s Child-Konzert stellte eines der wenigen Male dar, bei dem ich richtig durchgecheckt wurde. Ursprünglich hatte das im Oktober 2001 stattfinden sollen. Wegen der damaligen terroristischen Vorkommnisse fand es erst im Juni 2002 statt. Vorübergehend waren alle Konzerte US-amerikanischer Künstler verlegt worden und man wollte auf Nummer sicher gehen.

Schlussgedanken

Benachteiligt uns nicht aufgrund der Blindheit! Bevorzugt uns aber auch nicht bzw. bewertet uns nicht besser. Wir sind genauso gut oder Schlecht wie andere.

Wenn Ihr unseren Blog oder diesen Artikel für die Tonne findet, dürft Ihr das auch sagen. Wir freuen uns aber natürlich auch über nette und positive Rückmeldungen in den Kommentaren.
Traut Euch einfach! Wir freuen uns über Feedback, egal ob es grammatikalisch oder orthographisch korrekt ist. Wenn Ihr was sagen möchtet, tut es!

Bis bald!

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Veröffentlicht in Wissenswertes rund um Blindheit und Inklusion

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